Warum Pfadfinder?
Was steckt hinter dieser Idee? Und was sind eigentlich
Pfadfinder? Wenn man nach
außen kaum in Erscheinung tritt, dann ist es kein Wunder, dass
die Vorstellungen
Öffentlichkeit über Pfadfinder sich am Fähnlein Fieselschweif,
der täglichen guten Tat
und der martialischen Forderung "Allzeit bereit"
orientieren - entweder sind sie brav
und doof oder gefährlich militant. Dieses Bild ist ein
hausgemachter Fehler, weil wir
auf niemanden zugehen, außer auf diejenigen, welche wir für
unsere Gruppen
gewinnen wollen. Und wir sind sicher keine Marketingexperten,
sonst hätten wir den
Namen "Pfadfinder" längst über Bord geworfen.
Denn eigentlich haben wir genau das anzubieten, was heute überall
als "Softskills"
gefordert wird: Teamgeist, Verantwortungsbereitschaft,
Organisationstalent und auf
unseren Fahrten sogar Auslandserfahrung. Als ehemaliger
Pfadfinder kann man über
begeisterte Berichte von "Wild-Man"- oder "Outdooor"-Seminaren
nur leise in sich
hineinlächeln: man hat dieselben Erfahrungen in der Pubertät
gemacht und weiss
genau: es war der richtige Zeitpunkt dafür, weil man mehr Zeit
hatte das Gruppen-
und Naturerlebnis auch wirklich zu verarbeiten. Und weil es bei
den Pfadfindern,
anders als in anderen Vereinen, eben keinen "Jugendwart"
gibt, der einem die in
jugendlichem Alter oft schwierige Organisation des Vereinslebens
und der Fahrten
abnimmt, wächst man sehr schnell mit seinen Aufgaben und wundert
sich später in
der Schüler- und Studentenvertretung vor welch einfachen
organisatorischen
Aufgaben andere fast kapitulieren, weil sie erst viel später mit
solchen Problematiken
konfrontiert werden. Und erst recht ist das im Ausland der Fall,
wenn ein Flug ausfällt,
sich fast eine Panik um einen herum ausbreitet und man genau
weiss, dass es mit
sechzehn auch ohne Kreditkarte mit Händen und Füßen möglich
war einen
Schlafplatz, Brot und Tee für acht Leute zu organisieren, wenn
den Eisenbahnern
einfiel in Streik zu treten.
Mit solchen Dingen hat man dann halt zu kämpfen. Und weil man es
als Gruppe tut
schweißt das entsprechend zusammen: man hat gemeinsame
Erlebnisse, die man
nur schwer vermitteln kann und die Arbeit in der Gruppe bindet
aufgrund der
Anforderungen derart viel Energie, das weder Zeit, Kraft, noch
Lust bleiben das alles
auch noch nach außen zu tragen. Zumal man noch gar nicht überblickt,
was da
eigentlich mit einem geschieht, man merkt erst sehr viel später,
was es einem das
alles gebracht hat.